Typische Denkfehler beim Erstellen einer Cloud-Strategie vermeiden
Die Cloud hat sich längst zu einer Schlüsseltechnologie und zum Innovationsmotor entwickelt. Wer das Potenzial der Cloud für die eigene Geschäftsentwicklung nutzen will, sollte typische Denkfehler beim Entwickeln einer Cloud-Strategie vermeiden und diese klar vom Migrationsplan trennen.
Der gern benutzte Begriff der „Cloud-Journey“ klingt nach einer entspannten Sommerreise mit leichtem Gepäck. Für die meisten Unternehmen ist die Reise in die Cloud dann doch eher eine langwierige und manchmal nervenaufreibende Expedition, bei der man schnell die Orientierung verlieren kann. Inzwischen ist es kein großes Geheimnis mehr, dass ein Wechsel in die Cloud ohne eine langfristige Strategie nicht die gewünschten Ergebnisse bringt und ein einfaches Lift & Shift nicht das Optimum aus der Cloud herausholen kann.
Was macht eine gute Cloud-Strategie aus?
In der Praxis liegen die Vorstellungen überraschend weit auseinander. Tatsächlich hören auch unsere Cloud Consultants in ihren Gesprächen mit Kunden und Interessenten immer wieder dieselben Annahmen, die einer wirksamen Cloud-Strategie eher im Wege stehen. Es wird Zeit, mit den Mythen aufzuräumen.
5 Lehrsätze für das Erstellen einer Cloud-Strategie
Für diesen Beitrag analysieren wir die häufigsten Fehlannahmen im Zusammenhang mit einer Cloud-Strategie. Das Ergebnis sind fünf Lehrsätze, mit denen typische Fallstricke beim Erstellen einer Cloud-Strategie vermieden werden können.
1. Ein Cloud-Migrationsplan ist keine Cloud-Strategie.
Sehr oft ist das, was als Cloud-Strategie präsentiert wird, in Wirklichkeit ein Cloud-Migrationsplan. Nicht dass wir uns falsch verstehen: Auf einen detaillierten Plan, der beschreibt, wie Workloads in die Cloud migriert bzw. Cloud-Services in die bestehende IT-Landschaft integriert werden sollen, kann und soll nicht verzichtet werden. Doch ein Migrationsplan ist keine Cloud-Strategie. Der Plan folgt der Strategie und beschreibt, wie diese umgesetzt werden soll. Die Strategie muss die Frage „Warum Cloud?“ beantworten und die Erwartungen definieren. Welche langfristigen Ziele sollen durch den Einsatz von Cloud-Technologien erreicht werden und welche Rahmenbedingungen sind dabei zu berücksichtigen, zum Beispiel in Bezug auf Compliance, Sicherheit, Kosten, Personal etc.?
Typischerweise kristallisieren sich im Laufe der Strategieentwicklung Grundsätze heraus, wie „Cloud-First“, „Multi-Cloud“ oder „Buy before Build“. Solche Richtlinien sind wertvolle Entscheidungshilfen, aber als Strategie allein greifen auch sie zu kurz.
2. Die Entwicklung einer Cloud-Strategie ist kein reines IT-Thema.
Viel zu oft wird die Cloud immer noch als reines IT-Thema betrachtet. Doch die Cloud selbst ist nicht das Ziel, sondern Mittel zum Zweck. Eine gute Cloud-Strategie berücksichtigt die geschäftlichen Anforderungen und strategischen Ziele des gesamten Unternehmens. Außerdem verfügen andere Fachabteilungen über Informationen und Fähigkeiten, die für die Entwicklung einer belastbaren Cloud-Strategie unverzichtbar sind. Diese bereichsübergreifende Zusammenarbeit stellt sicher, dass Cloud-Lösungen nicht nur technisch, sondern auch wirtschaftlich sinnvoll und rechtskonform sind und zum Geschäftserfolg beitragen können.
Spätestens jetzt wird auch klar, warum man das Erstellen einer Cloud-Strategie für das eigene Unternehmen nicht einfach an einen Dienstleister outsourcen kann. Externe Berater können wirklich nur beratend den Prozess begleiten und Möglichkeiten aufzeigen. Ihre Stärken spielen sie vor allem im zweiten Schritt aus, wenn es darum geht, konkrete Pläne und Roadmaps für die Umsetzung der Cloud-Strategie zu entwickeln.
3. Die Cloud-Strategie ergänzt die IT-Strategie, aber ersetzt sie nicht.
Selbst mit einer „Cloud-First“-Richtlinie, gibt es in den meisten Unternehmen, die nicht in der Cloud geboren wurden, eine IT-Strategie, die nicht komplett in der Cloud-Strategie aufgeht. Im Idealfall wird die Cloud-Strategie zu einem integralen Bestandteil der übergeordneten IT-Strategie und unterstützt oder ergänzt bestehende IT-Ziele. Eine gute Cloud-Strategie erhöht die Flexibilität, um auf neue Geschäftsanforderungen reagieren zu können und fördert die Innovationskraft durch den Einsatz moderner Technologien.
Es gibt noch einen weiteren Grund, der für eine enge Verknüpfung der Cloud-Strategie mit der IT-Strategie oder auch einer Datacenter-Strategie spricht: Obwohl die Cloud-Strategie auf den ersten Blick nur einen Weg zu kennen scheint, nämlich den in die Cloud, ist es nicht ausgeschlossen, dass für bestimmte Anwendungen der Cloud-Betrieb nur temporäre Vorteile hat oder dass ein Wechsel des Cloud-Betriebsmodells notwendig ist. Deshalb sollten in der Cloud-Strategie immer auch Exit-Kriterien berücksichtigt werden.
4. Sicherheit und Compliance sind nicht automatisch Sache des Cloud-Providers.
Die Annahme, dass zusammen mit den Workloads auch die Verantwortung für deren Sicherheit an den Cloud-Provider übergeht, hält sich hartnäckig. Für die Cloud-Strategie ist das fatal. Ob IT-Sicherheitsrichtlinie, Compliance-Vorgaben oder Datenschutz – sie alle sind zentrale Punkte einer Cloud-Strategie und beeinflussen die Wahl von Cloud und Anbieter. Dass der Cloud-Provider definierte Sicherheitsmaßnahmen bereitstellen und managen kann oder sogar muss, ist unbestritten, doch die Hauptverantwortung für den Schutz der Daten und Anwendungen bleibt beim Unternehmen selbst. Sicherheitsziele können nur dann von Anfang an, also bei der Planung der Cloud-Infrastruktur, der Applikationsentwicklung oder der Auswahl der Dienste berücksichtigt werden, wenn sie klar formuliert sind. Nach der Implementierung über Sicherheit nachzudenken, ist zu spät.
5. Eine Cloud-Strategie hat kein Enddatum.
Anders als Projektpläne, hat die Cloud-Strategie kein Enddatum. Das Ziel ist eben nicht, die Migration in die Cloud erfolgreich abzuschließen, sondern die Cloud bestmöglich für die Geschäftsentwicklung zu nutzen. Cloud-Technologien entwickeln sich ständig weiter. Das gilt auch für die Anforderungen und Möglichkeiten im Unternehmen. Eine erfolgreiche Cloud-Strategie muss dynamisch und anpassungsfähig sein. Sie sollte regelmäßig überprüft und aktualisiert werden, um sicherzustellen, dass sie weiterhin die Geschäftsziele unterstützt und auf technologische Veränderungen reagiert.
Es ist nie zu spät, eine gute Cloud-Strategie zu entwickeln.
Weil die Cloud-Strategie kein Enddatum hat, ist es auch nie zu spät, eine zu entwickeln. Selbst wenn Sie schon in der Cloud sind, kann eine robuste und dynamische Cloud-Strategie wie ein roter Faden Ihre Cloud-Reise begleiten.